Interview mit der Architektin von OFIS Architecture, Špela Videčnik
Wüste von Gorafe, Spanien | November 12, 2018Špela Videčnik, Architektin bei OFIS Architecture ist Expertin für extreme Umgebungen und geht unter anderem einer Lehrtätigkeit an der Harvard University nach. Sie leitete das große und erfahrene Architektenteam, das für die „Casa del Desierto“ – das ehrgeizige Projekt von Guardian Glass in der Wüste von Gorafe in Spanien – verantwortlich war. Mit uns spricht sie über die Herausforderungen und Ziele, vor denen das Team im Rahmen dieses Projekts stand.
Es gibt mehrere Herausforderungen. Am wichtigsten ist es, die beste Leistung des Gebäudes unter extremen Bedingungen zu erreichen und gleichzeitig eine optimale Beziehung zwischen dem Inneren und der umgebenden Natur herzustellen. Es ist wichtig, einen weiten Blick zu ermöglichen und den Kontakt zwischen Bewohnern und der Umgebung zu ermöglichen. Andererseits müssen wir die strukturelle Widerstandsfähigkeit gegen den starken Wind, alle vertikalen Kräfte und natürlich die thermischen Eigenschaften des Gebäudes berücksichtigen, die in dem extremen Klima dieser Region sehr gut funktionieren müssen.
Es weckte sofort unser Interesse. Im Büro befassen wir uns natürlich mit sehr schwierigen Projekten, aber es bereitet uns auch viel Spaß, kleine Objekte wie dieses in extremen Umgebungen zu schaffen. In den letzten Jahren haben wir drei alpine Schutzhütten auf sehr hohen Bergen mit viel Schneefall gebaut und testen derzeit ihre Widerstandsfähigkeit und das Wohlbefinden der Bergsteiger, die die Hütten nutzen. Das Glashaus in der Wüste ist Teil dieser Forschungsarbeiten, stellt aber eine besondere Herausforderung in einem ganz unterschiedlichen Kontext und Klima sowie mit einem anderen Material dar.
Zunächst einmal geht es um das Klima. In Gorafe sind die Sommer sehr heiß und fast regenfrei, mit extremer Sonne und starkem Wind … und im Winter kann es sehr kalt werden und sogar schneien. Zudem gibt es extreme Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, die wir ebenfalls berücksichtigen mussten. Das Gebäude muss diesem Klima standhalten und das Innere vor der Sonne schützen, während das Glas so transparent wie möglich bleiben sollte. Dies gelang uns mit Hilfe der Experten von Guardian, die verschiedene Beschichtungen auf der Dreifachverglasung definierten – diese sind nicht sichtbar, schaffen aber dennoch eine thermische Isolierung im Inneren. Wir haben außerdem den strukturellen Aspekt von Glas erforscht – die Glaswände sind auch ein strukturelles Element, denn in diesem Gebäude gibt es keine Säulen aus Stahl oder Holz. Das Dach mit all seinen schweren PV-Elementen wird nur von Glas getragen.
Glas spielt in diesem Gebäude eine wichtige Rolle. In unseren Projekten erforschen und testen wir gerne verschiedene Arten von Materialien. Glas ist der Held in unserem Projekt, und wir haben es genossen, das Material bis an seine Grenzen herauszufordern. Ein Glashaus zu bauen bedeutet, mit Transparenz und Reflexionen zu spielen … Des Weiteren geht es darum, die thermischen Eigenschaften zu testen – um das Innere im Sommer vor Überhitzung zu schützen und im Winter warm zu halten. Die dritte Herausforderung bestand darin, ein Gebäude zu entwerfen, das keine andere Struktur als Glas hat. Also keine Säulen, kein Stahl, sondern reine Transparenz.
Špela Videčnik, Architektin bei OFIS Architecture, Expertin für extreme Umgebungen und Gastdozentin an der Harvard University, leitete das große und erfahrene Architektenteam, das für die „Casa del Desierto“ – das ehrgeizige Projekt von Guardian Glass in der Wüste von Gorafe in Spanien – verantwortlich war.