Im Westen der Hamburger Hafencity gelegen erhebt sich direkt an der Elbe die Elbphilharmonie, eine der größten und gleichzeitig akustisch ausgereiftesten Konzerthallen der Welt – ein ungewöhnliches Beispiel für moderne Architektur.
Die Elbphilharmonie besticht sowohl durch ihre atemberaubende Architektur als auch durch ihre Multifunktionalität. Das Gebäude wurde vom Architekturbüro Herzog & de Meuron nicht nur für Musikkonzerte entworfen, sondern stellt einen vollumfänglichen Wohn- und Kulturkomplex dar. Im 108 m hohen Gebäude, das offiziell im Januar 2017 eröffnet wurde, befinden sich neben dem Großen Konzertsaal und dem Kleinen Saal für Kammerkonzerte auch Restaurants, Bars, eine Panoramaterrasse mit Blick auf Hamburg und den Hamburger Hafen, Luxusappartements, ein Hotel, ein Fitnessstudio, Konferenzräume und Parkmöglichkeiten.
Das Design des gläsernen Gebäudes ähnelt einem gehissten Segel oder einer Welle. Ursprünglich stand an dieser Stelle der Kaispeicher, auf dessen Grundriss eine neue Backsteinmauer errichtet wurde, über die sich nun der neue gläserne Überbau erhebt. Die neue Konstruktion wandelt jedoch am unteren und oberen Ende die ruhige und schlichte Form des Speichers ab.
Die Fläche der Glasfassade beträgt unglaubliche 21.800 m² und besteht zum Teil (ca. 5.000 m²) aus gebogenem Glas, das dem Bauwerk das Aussehen eines riesigen Quarzkristalls verleiht, dessen Optik sich ständig verändert, da es die Sonne, Wasserspiegelungen und die Stadtbeleuchtung reflektiert.
Verantwortlich für die Entwicklung der Glasfassade war die Josef Gartner GmbH. Die Fenster bestehen aus flachen und gebogenen Isolierglaseinheiten (IGUs), während für die Loggien (überdachte, außenliegende Glasgalerien) dreifach laminierte, gebogene Einfachverglasungen verwendet wurden.
Eine Herausforderung bestand darin, die gebogenen Bauteile aus Glas für die Fassade zu entwickeln. Bis dahin hatte nämlich noch niemand versucht, Glas für eine solch aufwändige 3D-Konstruktion zu biegen.
Die nächste Aufgabe bestand darin, die Eigenschaften der verschiedenen Glasbeschichtungen während des Herstellungsprozesses zu bewahren. Die Verglasung der Fassade besteht aus einer Low-E-Beschichtung, einer Sonnenschutzbeschichtung, Chromspiegelpunkten und einem keramischen Siebdruckmuster. Die Sonnenschutzbeschichtung und die Chrompunkte waren von entscheidender Bedeutung, um die Leistungsanforderungen der Kunden zu erfüllen. Gartner zeigte sich besorgt darüber, dass die hohen Temperaturen im Biegeofen diese Schichten zerstören oder ihre Leistung nachteilig beeinträchtigen könnten, aber das Glas bot eine bemerkenswert hohe Stabilität während des Biegeprozesses.
Neben der Kooperation mit Gartner beim Entwurf der Fassade arbeitete das Guardian Glass-Team eng mit SunGlass Srl, einem Hersteller für gebogene Gläser, zusammen. Damit wurde sichergestellt, dass das gebogene Glas den Anforderungen des Architekten im Hinblick auf Leistung und Ästhetik (d. h. Formen des gebogenen Glases, Aussehen und Farbreflexionen) gerecht wurde.
Zusätzlich zur Lieferung hochwertiger beschichteter Glasprodukte wurde Guardian auch zur technischen Unterstützung herangezogen. Diese beinhaltete sowohl die Ermittlung thermischer und photospektrometrischer Verglasungsberechnungsdaten als auch thermische Belastungsanalysen. Durch die umfangreiche Erfahrung und Expertise konnte Guardian darüber hinaus wertvolle Anregungen und Beratung zur Glasbiegung und zum keramischen Druck von beschichtetem Glas einbringen.
Guardian Glass
Kunde
Freie und Hansestadt Hamburg, Deutschland; vertreten durch ReGe Hamburg Project-Realisierungsgesellschaft mbH
Architekt
Herzog & de Meuron
Generalunternehmer
Adamanta Grundstücks-Vermietungsgesellschaft mbH & Co. mit Hochtief Solutions AG
Fassade
Josef Gartner GmbH
Glasverarbeiter
Fotografie
Cordelia Ewerth